Tag 85: Kompletter Neuanfang – No alcohol-No diary

Lange habe ich nichts geblogt und gepostet. Dies ist sicherlich der Corona Krise anzulasten. Ich war die letzten 14 Tage ziemlich viel beschäftigt und aufgrund der Coronasituation auch sehr orientierungslos. Und: ich habe die letzten 10 Tage auch wieder Alkohol getrunken. Mal mehr mal weniger, im Großen und Ganzen aber nichts, wofür ich mich rühmen würde. Riesige Kater blieben aus, aber unwohl habe ich mich den nächsten Tag dann doch wieder gefühlt. Ich habe ein kleines Büchlein, in welches ich mir die täglichen Mengen aufgeschrieben habe. Sie schwankten von einem kleinen Radler mit zu einem Liter Wein.

Gestern kam dann der Punkt, an dem ich mir wieder gesagt habe „Jetzt ist Schluss“, in der Hoffnung auf diese Weise wieder mehr zu mehr selbst zu finden. Ich habe in nur zehn Tagen die Erfahrung gemacht, wie schnell und wie gerne ich wieder täglich etwas Alkoholisches konsumiere. Ich musste an Posts in meiner Facebookgruppe denken, in dem ein User schrieb, dass der Rückfall schneller komme als man meine. Ob ich mein zehntägiges Trinken als Rückfall bezeichnen möchte, weiß ich nicht. Was ich jedoch merkte: mir ging es nicht gut. Weder psychisch noch physisch. Mein Schlaf war schlechter, ich hatte weniger Appetit, war antrieblos und leicht gereizt. Und ich freute mich wieder auf den Abend, um ein Glas Wein in den Händen halten zu können.

Schleichend kam der Alkohol wieder in mein Leben, wo ich doch sicher war: Ich habe ihn jetzt im Griff. 54 Tage ohne Alkohol, das ist der Beweis. Nein, offensichtlich nicht. Der Alkohol ist und bleibt ein tückischer und gemeiner, hinterhältiger Freund. Er suggeriert dir, Herrin der Lage zu sein, dabei hat er dich schon längst überrumpelt. Mit der Taktik des Beruhigens, der guten Laune, des angeschwipsten Gefühls. Mit dem Alkohol als „Freund“ steht dein Leben für ein paar Stunden still, du tauchst in eine andere Dimension ein.

Ich musste raus aus Corona-Time. Aus der Angst, aus der Panik, aus den Hamsterkäufen, aus der Unsicherheit. Ich weiß, es gibt immer einen Grund zum Trinken, wenn man ihn sucht und es soll jetzt auch nicht als „dumme“ Ausrede hinüberkommen. Fakt ist, dass ich nur meinte, den Alkohol zu brauchen, dass der alte Mechanismus wieder griff, mit Alkohol Stress und ungeklärte Situationen, ungute Gefühle und Ängste bewältigen zu wollen. Man will nur ein Glas trinken und endet dann doch bei vier Gläsern Wein. Der Körper zahlt es einem sofort mit Abgeschlagenheit und schlecher Laune zurück, denn die Leber muss ja die Gifte wieder abbauen. Der Geist ist vernebelt.

Ich bin gespannt, was die Erfahrung der zehn Tage mit Trinken wieder mit mir macht. Ich bin gespannt, wie lange ich brauche, bis es mir wieder besser geht. Der Körper hat ein Suchtgedächtnis. Dazu werde ich mich in nächster Zeit einmal schlauer machen.

48 Stunden bin ich nun bald wieder nüchtern und meine App, die die Tage ohne Alkohol zählt, ist wieder auf „Zero“ gestellt. Ich möchte meine eigene Challenge von 54 Tagen ohne Alkohol gerne überbieten aber meine Blogeinträge werden nicht länger „Tag xy“ heißen. Das führt nur in die Irre, und es ist ja so, dass im Endeffekt nicht die Tage an sich ohne Alkohol zählen, sondern das Lebensgefühl, das ensteht, wenn man auf dieses Gift in einem guten Sinne verzichtet.

Gerade in der aktuellen Corona-Krise sind gute Gedanken und ein gesunder Geist so wichtig. Ich wollte zu euch da draußen ehrlich sein, der Weg ohne Alkohol beginnt mit einem Vorsatz und niemand ist davon gefreit, dass dieser hin und wieder über Bord geworfen wird. Ich bin ein lebendiger Beweis dafür, aber: ich fange wieder von vorne an. Es muss sein, ich schaffe es sonst nicht anders.

Liebste Grüße und bleibt alle gesund.

Eure Freya

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s