Normalerweise sehen durchschnittliche Sonntage (manchmal auch Samstage) so aus: Ich werde von meiner Tochter geweckt, aber ich will nicht aufstehen. Diffuse Ängste in mir drin: Was war gestern los? Ist auf der Party alles gut gegangen? Wem habe ich was erzählt? Wie bin ich heim gekommen? Kater für mich heißt weniger Übelkeit und Kopfschmerzen sondern „irrationale“ Ängste. Egal wie gut oder lustig der Abend gelaufen ist, ich habe am Sonntag oft Angst, Panik, ein schlechtes Gewissen. Wieder konnte ich nach dem zweiten Glas Wein nicht nein sagen, wieder ist es zu spät geworden, weil ich mit dem Trinken nicht aufhören konnte. Dieses Gefühl ist einfach schrecklich. In letzter Zeit habe ich zusätzlich dazu tendiert, dieses Angstgefühl mit dem nächsten Sekt oder Bier am Morgen zu unterdrücken. Nicht gut, gar nicht gut! Klar war ich bis Montag wieder nüchtern und konnte die Woche über meine Arbeit erledigen, aber spätestens am kommenden Freitag Abend und/oder Samstag Abend war ich wieder gut dabei. Zu meiner Trinkgeschichte/-karriere werde ich in den nächsten Beiträgen gerne mehr berichten. Zur Zeit muss ich sie selbst noch reflektieren.
Fakt ist: Dieses Wochenende ist katerlos! Krass. Aus dem Bett komme ich zwar dennoch erst um zehn Uhr, aber nicht weil ich nicht „lebensfähig“ bin, sondern weil ich Kaffee trinke, mit meiner Tochter herumalbere, mit meinem Mann Zeitung lese. Der Kater hat mir null gefehlt und der Partyabend davor erst recht.
Ich glaube, es gab seit beinahe vier Jahren echt wenige Wochenenden, an denen ich einen Tag nicht verkatert war. Diese Erkenntnis, noch heftiger durch ihre Schriftlichkeit hier im Blog fixiert, ist gerade echt ein Schock. 24 Stunden in der Woche out of order (seit Partybeginn einschließlich Auskurieren des Katers). Wie viele Tage sind das im Jahr? 52 Tage im Jahr, hochgerechnet auf vier Jahre, macht 210 Tage. Habe ich mich da nicht verrechnet? Nein, krass, leider nicht. Das ist so mega viel Zeit, die ich hätte anders verbringen können. Ich weiß gerade nicht, ob ich vor Wut über mich selbst heulen oder fluchen soll. Diese Erkenntnis macht mich nüchtern. Ich bin ernüchert.
Zurück zu meinem nüchternen Sonntag, da man ja bekanntlich auf die Erfolge schauen soll. Ich kann am Morgen die ersten Blogeinträge schreiben und mir positive Gedanken über das Leben machen. Ich freue mich auf das Treffen mit meiner Familie in einem Restaurant und muss diesmal keine Kopfschmerztablette einwerfen.
Dieses Treffen tut mir gut. Ein BBQ-Buffet in einem stylischen Restaurant. All inclusive, auch das Bier. Früher wäre ich bestimmt nicht unter drei Bier aus dem Lokal gegangen (am liebsten noch mehr, aber man muss ja die Fassade wahren, wenn die Familie dabei ist). Ich sage „nein“ zum Bier, das schön in Flaschen auf Eis drapiert ist. Ich trinke zwei Wasser, eine Fanta, eine Cola und zum Dessert einen Kaffee.
Kein Konterbier, kein Kater. Im Laufe der letzten Tage merke ich, dass ich ehrlicher werde -zu euch da draußen und auch zu mir selbst. Ich taste mich Schritt für Schritt über das Schreiben an mich heran. Gerade bin ich zutiefst traurig, weil ich keinen Sinn in meinem eigenen vergangenen Handeln sehe. Ich verstehe es nicht.
Wie ich sagte, ich bin auf dem Weg, aber ich bin vier Tage nüchtern und ich habe das Vertrauen, dass ich mich verstehen werde.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Seid herzlich gegrüßt.
Eure Freya
Erkenntnis des vierten Tages: Auch wenn man sich nicht versteht: einfach den Weg weiter gehen!