Endlich 200 Tage nüchtern! 💃🥳🌞

Ihr Lieben!

Ich hoffe, dass ich nun diesen Blog regelmäßig schreiben kann und euch meine Geschichte des letzten Jahres erzählen kann.

Lange lange habe ich nichts gepostet! Ich war weg- auf dem Weg zu mir! Und ich habe mich endlich ein Stück weit wieder gefunden! Das Leben ohne Alkohol ist einfach die beste Entscheidung meines Lebens! Ich bin die letzten 200 Tage einen schweren Weg gegangen, aber ich habe die Nüchternheit dank professioneller Hilfe erlangt! Dank Menschen, die mir in der Not beigestanden haben, darf ich endlich abstinent leben.

Das Wichtigste ist: wer wirklich aufhören will zu trinken, der kann es schaffen! Sucht euch Hilfe, denn ihr seid nicht allein! Und schämt euch nicht! Die Scham verdeckt die Einsicht in die Suchterkrankung. Sie verstärkt die Sucht und macht sie nur schlimmer! Vertraut euch Leuten an!

Alkoholismus ist eine Krankheit und die einzige Möglichkeit sie zu stoppen, besteht im Nicht-Trinken. Das ist oft nicht einfach, da die Abhängigkeit eine seelische und nach und nach auch eine körperliche Erkrankung ist. Experten können euch da raushelfen!

Ich bin keine Expertin, das meint keine Suchttherapeutin oder Psychologin. Ich bin bloß eine Frau, Mutter von zwei Kindern die diesen Blog schon länger schreibt und wie ihr in älteren Posts nachlesen könnt, zwei Rückfälle erlitten hat, da ich es aus eigener Kraft nicht schaffte, mit dem Konsum aufzuhören! Aber diese Rückfalle waren in der Retrospektive betrachtet nötig. Ich habe einfach nicht aufgegeben!

In Zukunft schreibe ich hier über meine Erkenntnisse zu dieser Krankheit, über meine Erfahrungen in der Therapie und über den Alltag ohne Alkohol.

Wenn ihr Fragen habt, dann raus damit! Traut euch!

Alles Liebe❤️

Eure Freya

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Tag 7: Wie es sich anfühlt, sieben Tage konsumfrei zu leben

„Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen“… Wer von uns kennt dieses bekannte Lied nicht?

Was thematisiert es im Grunde? Schwierige Zeiten und die Herausforderungen des Lebens. Es spricht darüber, sich diesen zu stellen und am Ende als Sieger gestärkt aus den „dunklen Zeiten“ hervorzugehen.

In diesem Sinne kann ich von mir vielleicht sagen, dass auch ich jahrelang im Dunkeln tappte und Gefühle und Erinnerungen mit Alkohol zugoss. Das Trinken an sich ist sicherlich ein Problem, aber die Geschichte, die dahinter steckt, die ungelösten Probleme, die verletzten Gefühle, die Enttäuschung, der Schmerz des Lebens kann dafür eine Ursache sein.

Irgendwann habe ich angefangen, zu lernen, dass mit Alkohol vieles leichter zu ertragen ist. Dass man dann besser feiern gehen kann, im Moment mehr Selbstvertrauen hat. Das Feiern gehen war für mich persönlich eine Befreiung aus einer ziemlich unguten Beziehung, und das ist noch gelinde ausgedrückt. Ich konnte aber wenigstens all den Schmerz vergessen, all die Enttäuschung und ich lernte zu flirten, zu tanzen, ja endlich mein Leben leben. Keiner mehr, der mir reinredete, der mir ein schlechtes Gewissen machte, der mich auf seine Art missbrauchte und auch misshandelte.

Ich lernte, dass Alkohol mein Schlüssel zum Glück war, denn auf Partys mit tollen Männern gab es eben genug davon. Ich freute mich schon die ganze Woche darauf tanzen zu gehen, zu daten, frei zu sein, und ja, zu trinken. Diese Jahre sind zusammengerechnet wirklich beinahe sieben Jahre… Immer wieder mit Unterbrechungen durch zwei Schwangerschaften und Stillzeit ( da habe ich niemals Alkohol getrunken!), aber das kommt ungefähr hin. Bevor ich diesen Eintrag schrieb, war mir das gar nicht bewusst, fällt mir gerade so ein.

Jedenfalls sind es heute sieben Tage ohne einen Tropfen Alkohol. Ob es sieben Jahre werden, kann ich nicht versprechen, ich denke zur Zeit in punkto Abstinenz in Tagen. Jeden Tag aufs Neue. Und auch die sieben Jahre mit Alkoholkonsum waren nicht nur dunkel, sie waren auch wunderschön, weil so viele schöne Dinge passiert sind. Dinge aber, die ohne regelmäßigen und übermäßigen Alkoholkonsum vielleicht anders gelaufen wären, sich anders angefühlt hätten und sicherlich von mir anders wahrgenommen worden wären.

Darum geht es mir im Grunde: Die sieben Brücken zu nutzen um zu mir selbst zu finden, die mir helfen, mich und mein Inneres ohne die Droge Alkohol zu erkunden. Wer bin ich, wenn ich nicht trinke? Auf diese Erkenntnis freue ich mich.

Erkenntnis des siebten Tages: Nach dem Dunkel kommt das Licht.

Ich wünsche euch allen ganz viel Licht.

Herzlich

Eure Freya

Tag 4: Sonntag ohne Kater :-)

Normalerweise sehen durchschnittliche Sonntage (manchmal auch Samstage) so aus: Ich werde von meiner Tochter geweckt, aber ich will nicht aufstehen. Diffuse Ängste in mir drin: Was war gestern los? Ist auf der Party alles gut gegangen? Wem habe ich was erzählt? Wie bin ich heim gekommen? Kater für mich heißt weniger Übelkeit und Kopfschmerzen sondern „irrationale“ Ängste. Egal wie gut oder lustig der Abend gelaufen ist, ich habe am Sonntag oft Angst, Panik, ein schlechtes Gewissen. Wieder konnte ich nach dem zweiten Glas Wein nicht nein sagen, wieder ist es zu spät geworden, weil ich mit dem Trinken nicht aufhören konnte. Dieses Gefühl ist einfach schrecklich. In letzter Zeit habe ich zusätzlich dazu tendiert, dieses Angstgefühl mit dem nächsten Sekt oder Bier am Morgen zu unterdrücken. Nicht gut, gar nicht gut! Klar war ich bis Montag wieder nüchtern und konnte die Woche über meine Arbeit erledigen, aber spätestens am kommenden Freitag Abend und/oder Samstag Abend war ich wieder gut dabei. Zu meiner Trinkgeschichte/-karriere werde ich in den nächsten Beiträgen gerne mehr berichten. Zur Zeit muss ich sie selbst noch reflektieren.

Fakt ist: Dieses Wochenende ist katerlos! Krass. Aus dem Bett komme ich zwar dennoch erst um zehn Uhr, aber nicht weil ich nicht „lebensfähig“ bin, sondern weil ich Kaffee trinke, mit meiner Tochter herumalbere, mit meinem Mann Zeitung lese. Der Kater hat mir null gefehlt und der Partyabend davor erst recht.

Ich glaube, es gab seit beinahe vier Jahren echt wenige Wochenenden, an denen ich einen Tag nicht verkatert war. Diese Erkenntnis, noch heftiger durch ihre Schriftlichkeit hier im Blog fixiert, ist gerade echt ein Schock. 24 Stunden in der Woche out of order (seit Partybeginn einschließlich Auskurieren des Katers). Wie viele Tage sind das im Jahr? 52 Tage im Jahr, hochgerechnet auf vier Jahre, macht 210 Tage. Habe ich mich da nicht verrechnet? Nein, krass, leider nicht. Das ist so mega viel Zeit, die ich hätte anders verbringen können. Ich weiß gerade nicht, ob ich vor Wut über mich selbst heulen oder fluchen soll. Diese Erkenntnis macht mich nüchtern. Ich bin ernüchert.

Zurück zu meinem nüchternen Sonntag, da man ja bekanntlich auf die Erfolge schauen soll. Ich kann am Morgen die ersten Blogeinträge schreiben und mir positive Gedanken über das Leben machen. Ich freue mich auf das Treffen mit meiner Familie in einem Restaurant und muss diesmal keine Kopfschmerztablette einwerfen.

Dieses Treffen tut mir gut. Ein BBQ-Buffet in einem stylischen Restaurant. All inclusive, auch das Bier. Früher wäre ich bestimmt nicht unter drei Bier aus dem Lokal gegangen (am liebsten noch mehr, aber man muss ja die Fassade wahren, wenn die Familie dabei ist). Ich sage „nein“ zum Bier, das schön in Flaschen auf Eis drapiert ist. Ich trinke zwei Wasser, eine Fanta, eine Cola und zum Dessert einen Kaffee.

Kein Konterbier, kein Kater. Im Laufe der letzten Tage merke ich, dass ich ehrlicher werde -zu euch da draußen und auch zu mir selbst. Ich taste mich Schritt für Schritt über das Schreiben an mich heran. Gerade bin ich zutiefst traurig, weil ich keinen Sinn in meinem eigenen vergangenen Handeln sehe. Ich verstehe es nicht.

Wie ich sagte, ich bin auf dem Weg, aber ich bin vier Tage nüchtern und ich habe das Vertrauen, dass ich mich verstehen werde.

Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.

Seid herzlich gegrüßt.

Eure Freya

Erkenntnis des vierten Tages: Auch wenn man sich nicht versteht: einfach den Weg weiter gehen!