In meinem gestrigen Blogbeitrag schrieb ich über meinen ersten Abend mit Alkohol nachdem ich über 50 Tage keinen Tropfen konsumiert hatte. Mit immer mehr Abstand und wieder einem klaren Kopf versuchte ich die letzten Stunden zu ergründen, wie es sich letztendlich zugetragen hat, dass ich doch wieder Wein und Hugos trank.
Der größte Trigger: ich reiste in meine Vergangenheit. Sowohl körperlich als auch geistig. Ich fühlte schon Tage vor dieser Reise in meine alte Heimat den Wunsch etwas zu trinken, ich war nervös, unruhig und angespannnt. Ich hatte die Gegend bewusst lange gemieden, da sie Erinnerungen in mir wach ruft an eine Zeit, in der ich sehr glücklich war. Wie es allerdings so im Leben ist, werden glückliche Zeiten manchmal jäh unterbrochen, so dass eine unendliche Leere und ein Schmerz ensteht. Mit dieser Reise waren ungeachtet des Wissens um ein erneutes Aufreißen alter Wunden Hoffnungen und Erwartungen verbunden, die zu hoch gegriffen waren und wie konnte es anders sein: enttäuscht wurden. Je mehr mir das Nichterfüllen meines Wunsches während des Aufenthaltes bewusst wurde, desto mehr reifte in mir der Entschluss, etwas trinken zu gehen. Ich tat innerlich so, als ob es mir gar nichts ausmache, als ob ich völlig über der Enttäuschung stehen würde und ging bewusst in die Wanne, machte mich bewusst schick, um auszugehen, um Alkohol zu konsumieren.
Ich war stolz, ich war stark, ich sah gut aus. Das Ego wollte diese Niederlage nicht wahr nehmen und somit warf ich meinen Notfallplan auch selbt bewusst über Bord. Es war kein Ausrutscher und es war eine bewusste Entscheidung, Alkohol zu trinken. Ich wollte vergessen. Ehrlich gesagt, hat das an diesem Abend auch ziemlich gut funktioniert, aber an dem „Problem“ an sich, an der unerfüllten Erwartung in der Realität hat es nichts geändert. Die Enttäuschung ist nach wie vor gleich groß.
Was habe ich daraus gelernt? Offenbar ist es für mich endlich Zeit mit gewissen Erwartungshaltungen bei bestimmten Personen aufzuräumen und einzusehen, dass es schlichtweg nichts bringt. Mein Ego will an dieser Stelle mehr als es möglich ist. Ich muss unbedingt den Ist-Zustand akzeptieren und mit der Vergangenheit Frieden schließen. Ich kann das Verhalten gewisser Personen nicht beeinflussen und wer nicht will, der hat schon. Es kann nicht sein, dass ich deshalb zum Glas greife,weil ich mich abgelehnt fühle, mein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
Ich muss also der Wahrheit nüchtern ins Auge sehen und daraus meine Konsequenzen für die Zukunft ziehen, um in dieser Triggersituation stark zu bleiben. Offensichtlich ist es eine, denn sonst hätte ich in ihr nicht getrunken. Warum sonst hätte ich das Bedürfnis gehabt, eine Droge zu konsumieren?
Der Knick in der Abstinenz ist jetzt leider nun Fakt, aber ich bin mir eines Punktes, an dem ich schwach werden kann, und das dringende Bedürfnis verspüre Alkohol zu brauchen, nun bewusster. Es ist geschehen, es ist nicht änderbar, ich bin aber wieder aus meiner Vergangenheit abgereist und befinde mich zum Glück wieder in der Realität. Ich werde die Abstinenz und das konsumfreie Leben weiterhin verfolgen.
Erkenntnis des 55. Tages: Eine Reise in die Vergangenheit kann oft triggernd sein und es ist gut, sich dieser Schwachpunkte bewusst zu werden.
Einen wunderschönen Abend und bis bald, sagt
Eure Freya
Die Tage 49 bis 100 werden mit als die härtesten angesehen, weil das Belohnungszentrum noch nicht arbeitet, das beginnt erst ab Tag 200, ab Tag 100 sieht man Licht….. Also so wie ich das verstanden habe betrifft es dich ja nicht, trotzdem glaube ich, dass es gut ist das zu wissen. V
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Was genau betrifft mich nicht??
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