„Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen“… Wer von uns kennt dieses bekannte Lied nicht?
Was thematisiert es im Grunde? Schwierige Zeiten und die Herausforderungen des Lebens. Es spricht darüber, sich diesen zu stellen und am Ende als Sieger gestärkt aus den „dunklen Zeiten“ hervorzugehen.
In diesem Sinne kann ich von mir vielleicht sagen, dass auch ich jahrelang im Dunkeln tappte und Gefühle und Erinnerungen mit Alkohol zugoss. Das Trinken an sich ist sicherlich ein Problem, aber die Geschichte, die dahinter steckt, die ungelösten Probleme, die verletzten Gefühle, die Enttäuschung, der Schmerz des Lebens kann dafür eine Ursache sein.
Irgendwann habe ich angefangen, zu lernen, dass mit Alkohol vieles leichter zu ertragen ist. Dass man dann besser feiern gehen kann, im Moment mehr Selbstvertrauen hat. Das Feiern gehen war für mich persönlich eine Befreiung aus einer ziemlich unguten Beziehung, und das ist noch gelinde ausgedrückt. Ich konnte aber wenigstens all den Schmerz vergessen, all die Enttäuschung und ich lernte zu flirten, zu tanzen, ja endlich mein Leben leben. Keiner mehr, der mir reinredete, der mir ein schlechtes Gewissen machte, der mich auf seine Art missbrauchte und auch misshandelte.
Ich lernte, dass Alkohol mein Schlüssel zum Glück war, denn auf Partys mit tollen Männern gab es eben genug davon. Ich freute mich schon die ganze Woche darauf tanzen zu gehen, zu daten, frei zu sein, und ja, zu trinken. Diese Jahre sind zusammengerechnet wirklich beinahe sieben Jahre… Immer wieder mit Unterbrechungen durch zwei Schwangerschaften und Stillzeit ( da habe ich niemals Alkohol getrunken!), aber das kommt ungefähr hin. Bevor ich diesen Eintrag schrieb, war mir das gar nicht bewusst, fällt mir gerade so ein.
Jedenfalls sind es heute sieben Tage ohne einen Tropfen Alkohol. Ob es sieben Jahre werden, kann ich nicht versprechen, ich denke zur Zeit in punkto Abstinenz in Tagen. Jeden Tag aufs Neue. Und auch die sieben Jahre mit Alkoholkonsum waren nicht nur dunkel, sie waren auch wunderschön, weil so viele schöne Dinge passiert sind. Dinge aber, die ohne regelmäßigen und übermäßigen Alkoholkonsum vielleicht anders gelaufen wären, sich anders angefühlt hätten und sicherlich von mir anders wahrgenommen worden wären.
Darum geht es mir im Grunde: Die sieben Brücken zu nutzen um zu mir selbst zu finden, die mir helfen, mich und mein Inneres ohne die Droge Alkohol zu erkunden. Wer bin ich, wenn ich nicht trinke? Auf diese Erkenntnis freue ich mich.
Erkenntnis des siebten Tages: Nach dem Dunkel kommt das Licht.
Ich wünsche euch allen ganz viel Licht.
Herzlich
Eure Freya